Auch mit etwas Abstand betrachtet war die Reise ein voller Erfolg und hat unsere Erwartungen voll erfüllt.
Eine Mischung aus Abenteuer, Naturerlebnis, Erleben neuer Kulturen, aber auch aufzeigen von Defiziten, zu deren Linderung jeder von uns beitragen kann.
Zunächst einmal noch ein kurzer Überflug über die Reise Ilsfeld – Ditzingen – The Gambia (Dresden haben wir zugunsten des hohen Atlas in Marokko ausgelassen).
Nach einer kompakten Packaktion am Freitag, vor unserem selbstdefinierten Starttermin Samstag früh, ging es dann schnurstracks über die Grenze nach Frankreich, um dort noch adäquat einkaufen zu können. Die Fahrt quer durch Südeuropa war geprägt von Gegenwind, Autobahn, einem unterirdischen F1-Hotel in Montpellier, Foliengewächshäusern in Südspanien und Regenwetter.
Jedesmal beim Öffnen der Heckklappe fiel uns Michas Federballspiel entgegen. Das haben wir bis kurz vor dem Ziel durchgehalten, als es durch Zufall im Kofferraum weiter nach unten gespült wurde – irgendwie fehlte uns ab da was.
Auch interessant: die ordentlich im Karton gesammelten Brillen und Verbandskästen verteilten sich im gesamten Auto gleichmäßig und sorgten immer wieder für Erheiterung, da sie an den unmöglichsten Stellen auftauchten. Bei kleinen Verletzungen hat man uns gerne aufgesucht, da wir bekannt für Verbandsmaterial und schnellen Zugriff darauf waren.
Fahren durch Marokko ist ein Naturschauspiel, insbesondere durch den hohen Atlas. Die Straßen erfordern nicht zwingend einen Allrad, aber doch Aufmerksamkeit. Zur Rush-Hour kann es schon mal passieren, dass alle 1,5 Stunden ein Auto entgegenkommt. Darauf sollte man vorbereitet sein, ebenso, wie das ungläubige Gesicht des Portiers bei der Frage nach einem Campingplatz für die Nacht – okay, was wir noch nicht wussten, war, dass die Temperaturen nachts nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen. So fand unser Frühstück bereits vor Sonnenaufgang statt und zu demselben waren wir schon wieder auf Tour.
Insgesamt war die ganze Fahrerei sehr kurzweilig. Vorher hatten wir uns Gedanken über die Unterhaltungselektronik gemacht und auch mächtig aufgerüstet – 4×40 Watt CD-Radio (20 Jahre alt). Leider ist beim Einbau die Hintergrundbeleuchtung des Digital-Displays kaputt gegangen. So waren Senderwechsel nur in tiefer Nacht oder mit Hilfe der Taschenlampe möglich – schwamm drüber. Wir haben das Ding nur an den gemeinsamen Wüstencamps 2 – 3 mal benötigt, um die Mannschaft morgens zu motivieren oder mit einfachen Techniktricks die Teilnehmer über einen deutschen Radiosender in der Sahara in Kenntnis zu setzen … ;-)).
Kaum vorstellbar, aber zwei Männer waren gemeinsam 4 Wochen auf Tour, tagsüber im selben Auto, nachts im selben Zelt oder Hotelzimmer und auf denselben Veranstaltungen. Kein Konflikt, kein böses Wort – Technikprobleme, Missverständnisse (und mehr gab es nicht) wurden mit Humor aus dem Weg geräumt – bis auf unsere defekte Einspritzpumpe. Die ließ sich auch mit Humor nicht zur korrekten Arbeitsweise überzeugen.
Fahren, Technik, Natur, Ernährung, Spaß, Teams, Nordafrika – die eine Seite. Man horcht in sich und das Auto rein – alles ticki-tacki. Der Fokus ändert sich zusehends, je tiefer man in den Kontinent eindringt. Schon in Marokko sind die Menschen sehr offen und freundlich. Das steigert sich über die Strecke bis Gambia. Hilfsbereitschaft wird großgeschrieben, auch ohne monetären Hintergrund – das Ganze zu Tages- bzw. Nachtzeiten, zu denen du in hiesigen Gefilden, wenn überhaupt, ein Schulterzucken erntest. Es sind oft die unkonventionellen Lösungen, die Afrika hervorzaubert. Mit freundlichen Worten erreicht man hier viel. Im Gegenzug erhalten die Akteure, deren Freunde und Verwandtschaft … und wiederum deren Freundesfreunde dann sukzessive den Inhalt unseres Autos, was nach hiesigen Neuwertberechnungen ein paar hundert Euro sind. Wir trennen uns gern und mit voller Überzeugung davon – sicher, dass es bei den neuen Besitzern besser aufgehoben ist, als bei uns. Kleines Beispiel: etwas schwer fiel mir die Trennung von meinem 12V/230V-Wandler (damit lassen sich 230V Geräte im Auto betreiben, notwendig für verschiedene Ladegeräte). Der Empfänger erzählt mir stolz, dass er nun 230V in seinem Haus hat, wenn ein Auto davor steht. Mal ehrlich, das lindert den Trennungsschmerz – so hat er gleich noch eine Verlängerungskabel dazu erhalten.
Die Armut, die Not der Familien und Kinder, der Bildungsnotstand, die ‚Zurückhaltung‘ der Regierung regen zum Nachdenken an. DBO (Dresden Banjul Organisation) und Petras Verein ‚Yarimeh‘ setzen auf Aufklärung und Nachhaltigkeit. So hat die DBO ein Kompostanlagenprojekt aufgesetzt, das erste Erfolge zeigt. Nun haben sie beste Komposterde (nach deutschen Normen zertifiziert) aus den Bioabfällen der Industrie (Erdnussschalen), Restaurants und Sägewerken, sowie Gartenabfälle gewonnen. Eingesetzt wurde ein extra darauf ausgebildeter Kompostmanager, der seinen Job ernst und mit Stolz ausfüllt. Petra Drammeh (verheiratet mit Wandi, einem Gambier aus dem Hinterland) hat mit ihrem in Deutschland ansässigen Verein in Si Kunda ein Brunnenprojekt geplant, finanziert und mit Unterstützung vor Ort durchgezogen. So hat nun ein Dorf eine solarbetriebene Wasserversorgung mit Speicher und verschiedenen Zapfstellen im Dorf, was vor allem den, fürs Wasser holen zuständigen älteren Frauen, eine unglaubliche Erleichterung ist. Ganz nebenbei ist es die Grundlage für eigene Bewirtschaftung von Äckern und Gärten. Das ist so gut gelungen, dass das Nachbardorf gerne auch eine solche Anlage möchte. Wichtig die Mitarbeit der Dorfbewohner und die Übernahme eines Teils der Kosten. Wenn man den Preis des Projektes hört, mit dem hier ein ganzes Dorf einen Blick in die unabhängige Zukunft erhält und in Relation zu europäischen Luxusgütern setzt, dann verschieben sich Relationen (1/2 Kleinwagen oder ein paar Extras in der Mittelklasse-Limousine).
Finanzieren lassen sich solche Projekte nur mit Unterstützung –Die DBO erhält über die seit Jahren regelmäßig veranstalteten Rallyes und weitere Spenden ihre Basis für die sozial-caritative Arbeit. Petra hingegen lebt von Spenden auf Basis verschiedener Aktionen.
An dieser Stelle sei nochmals explizit hervorgehoben, dass wir von vielen Stellen Unterstützung erfahren haben, sei es in Naturalien, wie Brillen, Verbandskästen, Frühchen-Mützen und –Socken, Werkzeug, Schrauben, Bohrer, Töpfe, Kocher, Trikots, Fußbälle, unser geliebtes Federballspiel, Stifte, Blöcke, Köffer, Geldspenden u.v. mehr. Es sei mir verziehen, wenn ich nicht alles aufzähle – der Umfang war so reichhaltig. Alles ist angekommen und wird sinnvoll verwertet.
Insgesamt würden wir die Reise nochmals machen – dieses Mal aber mit einer Einspritzpumpe als Ersatzteil. Es gibt viel Positives – natürlich auch nach etwas Suchen – Schattenseiten. So ist uns als Senior-Teilnehmer der Rallye unangenehm die teilweise unpassende Kleidung der einen oder anderen jungen Teilnehmerin aufgefallen. In unseren Breitengraden sicher in Ordnung und auch nett anzusehen – in Afrika, wo selbst Männer mit langen Hosen unterwegs sind, fallen Frauen in Hot-Pants und rückenfreiem Oberteil auf. Da fehlte ein wenig das richtige Einfühlungsvermögen.
Alles in allem eine tolle Truppe, die über die Zeit zusammengewachsen ist, sich jederzeit selbstlos eingebracht hat, Spaß miteinander hatte, aber auch ernsthafte und tiefgreifende Diskussionen führte. Besonderer Dank geht hierbei an unsere beiden Nürnberger Gitte und Roland, die sich alle Mühe gegeben haben, uns des Genitivs mächtig zu machen. Wir sind gespannt, wen wir alles im Juni 2019 in Dresden treffen werden.
Neue Projekte zeichnen sich am Horizont ab
• Ausstatten eines Schul Computerraums
• Si Kunda braucht einen LKW
• Nähmaschinen und Werkzeug als „Starterpaket“ für junge, ausgelernte Azubis
• Schreinereimaschinen
Wenn jemand gut erhaltene Rechner, Bildschirme, Drucker, Netzwerk-Komponenten übrig hat … oder einen gut erhaltenen Allrad-LKW (bevorzugt Mercedes Rundhauber) … der melde sich bei uns. Dann heißt es nicht „Gute Nacht, John-Boy“, sondern „Guten Morgen, John-Boy“, und wir werden uns einen Weg überlegen müssen, wie wir 10 Tonnen alten Stahl nach Gambia bringen ….jetzt kennen wir den Weg …
Kurze Erläuterung, da ich mehrfach angefragt wurde: „Gute Nacht, John-Boy“ ist ein Zitat aus „Unsere kleine Farm“ – eine Sendung, gedreht kurz nach Einführung des Farbfernsehens. Die Älteren unter uns kennen sie noch. Der Technikstand in der Sendung entspricht in weiten Dingen der in Schwarzafrika vorhandenen Technik.