Die Nacht war etwas unruhig, da wir den Campingplatz an einer strategischen Verkehrsachse gewählt hatten – der afrikanische Schwerlastverkehr hat es in sich.
Dazu Temperaturen bis 3 Grad. Von wegen in Afrika ist es heiß.
So starteten wir früh nach einem kurzen Frühstück und machten uns auf die Piste Richtung Meknes (früh ist bei uns bedingt durch die Zeitumstellung eine Stunde vor Deutschland – Anm. d. Red.). Von dort geht´s weiter nach Ouazazarte. Landschaftlich sehr reizvoll und erinnert an alte Westernlandschaften. Jederzeit kann John Wayne um die Ecke geritten kommen. Das würde uns nicht überraschen.
Ewig weite Steinwüsten mit dem gewaltigen Blick auf schneebedeckte Berge. Die Strassen sind weitestgehend sehr gut und zunächst kommen wir gut voran. Unglaublich – mitten in der Wüste marschieren Einheimische in ihren Kaftans oder fahren auf altersschwachen Fahrrädern oder Mofas – wo kommen sie her ? wo wollen sie hin ? Zig Kilometer keine Behausung zu sehen. Das bleibt ein Rätsel. Dazu immer wieder kleine Folienzelte und ein Schaf- oder Ziegenhirte mit seiner Herde.
Highlight heute war eine Dorfdurchfahrt zur Mittagszeit, als gerade die Schule zu Ende war. Hunderte übermotivierte junge Marokkaner und -innen stürmen zu Fuß oder mit dem Rad die Straße. Es gibt keine Regeln mehr. In Kombination mit durch Starkregen überflutete Straßen mit tiefen und breiten Pfützen ein tolles Erlebnis.
Heute haben wir die 58te Polizeikontrolle durchfahren und sind immer noch keinen der mühsam vorbereiteten Fiche losgeworden (Fich – Selbstauskunft zu uns und dem Fahrzeug).
Freundliches und Respektvolles Begegnen vereinfacht viel. Oft wollen die Herren Polizisten nur wissen, wo es hingeht und wünschen uns dann fröhlich ˋgood luck´. Teilweise lustig zu beobachten sind auch die Radarkontrollen mittels Lasergerät. Die Arbeit scheint auf Dauer so stressig zu sein, das wir einen Polizisten bemerkt haben, der darüber eingeschlafen war.
Mal wieder tanken – den Liter Diesel für unter einem Euro – und, bedingt durch chilliges Fahren einen Verbrauch von unter 10 Liter, lässt uns gleich fröhlich in den afrikanischen Supermarkt einziehen.
Zugegeben, die Spiritiuosenabteilung fällt etwas schmal aus (es gibt nämlich nichts) – aber ansonsten ist er gut sortiert. Alles, was in deutschen Supermärkten auch vorhanden ist, wird zum Kauf angeboten. Wir entscheiden uns noch für etwas Frischware und ziehen dann weiter in die Berge. Die Straße wird abenteuerlich und schraubt sich wieder von 1.500m an in Serpentinen hoch.
Nachdem die letzte Nacht doch recht frisch war, suchen wir ein Hotel auf und werden auch mit Einbruch der Dunkelheit in Taznakht fündig.
Kurz eingecheckt und dann noch die in Spanien gekauften Dosenlinsen auf dem Hoteleigenen Parkplatz aufgewärmt sitzen wir nun im Teezimmer des Hotels, nachdem der Gastraum mit rauchenden Arabern total überfüllt ist. Was schauen sie an ? Fußball auf dem großen HD-Fernseher. Ja – ist uns denn was entgangen ? EM ? WM oder Ähnliches ? Nein – die Herrengesellschaft schaut Frauenfussball. So ändern sich die Zeiten … ;-))
Insgesamt viel Fahren heute, wobei es landschaftlich unglaublich reizvoll und voller Eindrücke war – der Rest vom Tross hat heute Ruhetag und geniesst Marrakesch.
Soeben erreicht uns auch noch die Nachricht über unseren Agenten aus Japan, dass Gambia nicht gefährlich ist. Es reicht aus, einfach vorsichtig zu sein. Wir sind beruhigt.
Micha wurde in einem Dorf von einer Berberfrau als ´mon cherie´ angesprochen. Ich habe dann ihm das Feld überlassen…. mehr dazu dann morgen.
Das war´s für heute. In diesem Sinne, wie schon die letzten Tage heisst es gleich ´Gute Nacht John-Boy´.
Nachtrag: den heutigen Tag widmen wir Sven, Tine und Tom, die uns die Routenempfehlungen gegeben haben. Vielen Dank dafür.