Tag 10 – erster Vorgeschmack auf lange Wüstenetappen

Die Nacht war ungewöhnlich ruhig – abgesehen von den Spätankommern und den Frühabreisern, die sich nahtlos die Klinke in die Hand gegeben haben. Kurzentschlossen starten wir ohne Kaffee, um keine Zeit zu verlieren. Die Strecke ist weitestgehend eintönig – rechts das Meer und links Steinwüste. Man freut sich schon, wenn mal ein Auto entgegen kommt. Die Temperaturen sind erträglich, das Auto fährt gut. Inzwischen sind die Kanister auf dem Dach gefüllt, was sich auch als hilfreich erweist, da ein paar Tankstellen, die hier etwas rar gestreut sind, kein Diesel haben. Nur aus einem tropft es leicht aufs Dach, was über die Zeit eine interressante  Oberfläche bildet. Nun wissen wir auch, wieso die Rallye ´Diesel´n dust ´heisst.

Die Gegensätze zwischen gut ausgebauter Strasse und Baustelle könnten größer nicht sein. Gut ausgebaut heisst hier Startbahnqualität – Baustelle hingegen ist eine echte Offroadeinlage.

Unterwegs kommen die Kamelschilder endlich ihrer Aufgabe nach – hunderte der Tiere weiden friedlich am Strassenrand. Wir nähern uns respektvoll – die Tiere sind sehr ausgeglichen und ruhig. So entstand auch die Bildunterschrift ´Zwei Kamele unterhalten sich über Digitalisierung´.

Unterwegs helfen wir einem mit einem Plattfuß liegen gebliebenen Mauren. Leider nur mit einem Teilerfolg. Die Radmuttern sind so fest, dass wir die eine oder andere lösen können, doch dann bricht der Schlüssel. Auffällig ist, dass der nagelneue Jeep über die komplette Front mit Rasierschaum o.ä. eingeschmiert ist. Da Micha das erst recht spät erkennt, ist er ab sofort der Duftikus und riecht nach marrokanischem Harem. Da kommt selbst der Dieselgeruch nicht mehr gegen an – ist auch von Vorteil bei der Vorbeifahrt an Fischfabriken.

Nettes Highlight auf der Strecke ist ´Zelten 2.0´ am Abgrund. Die Marokkaner scheinen da ein ganz ausgeprägtes Naturbewußtsein zu haben.

Toll anzusehen ist auch die Abbruchkante aus Muschelfelsen, die gerne für spektakuläre Bilder genutzt wird. Wir nehmen lieber die Rolle der Fotografen ein.

Letztes Jahr sind sie mit den Autos bis an die Kante vorgefahren

Durch konsequentes Autofahren erreichen wir einen guten dritten Platz am Etappenziel Dakhla. Gleichzeitig bekommen wir die Info, dass der Campingplatz saniert wird und seit einiger Zeit kein Wasser zur Verfügung steht. So sehen auch die i.W. von wilden Hunden bewohnten Toiletten aus. Spontan suchen wir ein Hotel, was aufgrund der Modemesse FIMA nicht so einfach ist. Mit etwas suchen finden wir was Passendes – ein Zimmer mit Meerblick für uns, ein weiteres Zimmer für Roland und Gitte. Zum Essen geht´s ins Samarkant – ein nettes Restaurant mit Meerblick und fairen Preisen. Micha traut sich,  den Fisch zu essen – ich trage weniger Risiko und überlege mir, wie es ist, einen Beifahrer mit Fischvergiftung zu haben. Aber – alles ist gut. Abends noch ein Bier auf dem Zimmer … und dann heisst es – mit Blick auf´s Meer ´Gute Nacht – John-Boy´.