Tag 20 Fahrt nach Banjul

Schon weit vor Sonnenaufgang starten wir die Boliden, doch oh Schreck – bei uns ist das Limit wieder bei 1.500 U/Min. „xxx xxx xxxx“  hier stehen jetzt nicht jugendfreie Ausdrücke.

So fahren wir die ersten 50 km mit max 60 km/h, was bei einer erwarteten Kilometerleistung von >600 eine einfache Rechnung über die reine Fahrzeit ergibt. Wir werden von der Orga überholt und überzeugt, dass wir am Haken deutlich schneller sind. Falk mit seinem alten Mercedes-Transporter und der schnellen Achse ist ab sofort unser Antrieb … und was für einer. Wer schon mal 500 km mit der Abschleppstange in 1,25m Abstand mit Tempo 100 durch die Wüste gefahren ist , der weiß, was ich meine.

Nach spätestens 20 Minuten Fahrzeit ist der Puls wieder normal und man fügt sich, nichts außer einer blauen Wand vor sich sehend, in sein Schicksal. Speed-Bumpers, Dorfdurchfahrten, Schlaglöcher, Eselkarren als Geisterfahrer … hochkonzentriert nehmen wir die Herausforderung an und schaffen es bis zur Fähre nach Gambia.  Der Fahrer hat leider nicht viel von der Umgebung, daher wechseln wir uns bei jeder Möglichkeit ab.

 

Wir werden als Erste auf die Fähre gelassen, um ein möglichst großes Zeitfenster zur Umsetzung unserer letzten Idee zu haben: der Unterdruckkompressor auf der Lichtmaschine. Zufällig haben wir diese Komponente dabei. Hurtig den zentralen KFZ-Meister über unser Vorhaben informiert und so steht er ad hoc mit Rat, Tat und dem richtigen Werkzeug, sowie zwei geschickten Händen bereit, in der Dunkelheit, die Lichtmaschine zu wechseln. Klappt soweit gut. Alles tip-top, nur leider keine Verbesserung.

Auf gambischer Seite ist die DBO für den Tross verantwortlich und nimmt diese Verantwortung auch gleich wahr, indem sie uns ans Bergsteigerseil legt. Die Abschleppstange ist inzwischen anderweitig vergeben. Das ist zumindest mal eine Abwechslung. Der Transporter ist weiß, der Abstand wächst auf über 10 Meter an. Inzwischen ist es stockdunkel und die Herausforderungen ändern sich. Keine Chance, irgendwas am Straßenrand zu erkennen. Aaron im Zugfahrzeug kommuniziert per Funk ausreichend. Wir fühlen uns auf dem Laufenden. Alle paar Kilometer kommt eine Polizeikontrolle. Läuft soweit prima, bis bei einer Kontrolle Aaron offenbar sein Anhängsel vergisst. Der Prämisse folgend, das Seil immer straff zu halten, ist unser Abstand 12 m. Zur Erinnerung – wir fahren in absoluter Dunkelheit. Aaron wird durchgewunken und beschleunigt, was sein Sprinter so hergibt. Als der freundliche gambische Polizist uns anhalten will, pfeiffen wir mit Schulterzucken an ihm vorbei. Glück gehabt – normalerweise fackeln sie nicht lang und halten sich an die texanische Manier – erst schießen, dann fragen. Soweit klärt uns Aaron darüber via Funk auf.

Es geht gut aus. An einem Kreisverkehr versucht ein Einheimischer zwischen Aaron und uns zu kommen. Auf die Idee wäre er mit einer Abschleppstange nicht gekommen. Auch das geht – wir haben uns an Afrika gewöhnt – erwarte das Ungewöhnliche und du bist durch nichts mehr zu überraschen.

Ziel ist das Blue Kitchen – das DBO-eigene Restaurant. Wir werden mit Bier vom Fass und Spaghetti Bolognese erwartet. Perfekt. Inzwischen ist es weit nach Mitternacht. Nun nur noch das Hotel gefunden. Das stellt sich als Schwierigkeit heraus.  Wir finden es nicht, das Internet auch nicht … und die Aboriginees kennen es nicht. Ans Telefon geht auch niemand. Die Kollefgen, die da schon mal übernachtet haben irren auch suchend umher.  Was um alles in der Welt haben wir da reserviert ?

Alternativ gehen wir zum Lemon Creek, das Ressort, in dem die meisten untergebracht sind. Leider ist die Reservierung aufgehoben worden und so stehen viele Teams mit langen Gesichtern rum.

Erstmal ein wenig das Internet nach Alternativen befragen, dann wird nach Abzug der verunsicherten Teams der Security-Manager angesprochen. Er hilft uns das Bamboo-Guest-House zu finden. Es stellt sich raus, dass er es gar nicht kennt und nur helfen will. Er fragt irgendwelche Jungs in der Dunkelheit und schon sitzen zwei Schwarze auf dem Beifahrersitz um bei der Suche zu helfen. Wenige Offroadkilometer später wird die Suche abgebrochen und es geht zurück ins Lemon Creek. Die Suche im Nachbarhotel nach einem Zimmer bleibt erfolglos. Schließlich ist es wieder Omar  der uns freundlich und kompetent an der Rezeption vorbei ein Appartement für eine Nacht organisiert – Freunde muss man haben. Manchmal muss man einfach Glück haben.

Mit Meeresrauschen schlafen wir in einem sauberen Zimmer todmüde und frisch geduscht ein – Gute Nacht –  John-Boy